Fronleichnam am Frohnberg gefeiert

Außergewöhnlich war in diesem besonderen Jahr auch der Fronleichnamstag in Hahnbach, zumal er nicht – wie gewohnt – durch die Hahnbacher Straßen führte, sondern auf dem Frohnberg stattfand. Pfarrer Dr. Christian Schulz feierte mit dem Ruhestandsgeistlichen Hans Peter Heindl und dem Diakon Dieter Gerstacker die Eucharistie am Freialtar neben der Frohnbergkirche.

Bei prächtigstem Wetter hatten sich sehr viele Gläubige (natürlich Corona conform) vor dem geschmückten Freialter eingefunden. Drei Ministrantinnen und zwei Ministranten sowie die Fahnen der KAB, des KDFB, des KBV und der FFW Kötzersricht trugen zur Feierlichkeit des Gottesdienstes bei. Die Hahnbacher Sänger unter Andreas Hubmann und elf Hahnbacher Marktbläser unter Matthias Fenk hatten gewohnt perfekt den gesanglichen und musikalischen Part übernommen. Häufige Kuckucksrufe und Vogelgezwitscher begleiteten darüber hinaus zusätzlich die Messe unter freiem Himmel.

Dekan Dr. Christian Schulz freute sich über den „idealen Platz“, zu dem so Viele und auch die Kommunionkinder von 2020 und 2021 gekommen waren. In seiner Predigt erinnerte er sich an sein „traurigstes Fronleichnamsfest“ in einer Gebirgspfarrei in Vorarlberg. Dort hatte seit Jahren aus verschiedensten Gründen keine Prozession an Fronleichnam mehr stattgefunden. Doch durch Nachfragen und dem erneutem Bewusstwerden, dass man doch zeigen wolle, dass „Gott bei uns ist“, wurde daraus wieder ein „Prangertag“, der stolz die „Großartigkeit der Präsenz Jesu“ zeigte.

Ein Ehren jenes „Schatzes der Hostie“ und „erfreuliches Glaubenszeugnis“ habe er im ukrainischen Lemberg erlebt, fuhr er fort. Dort bekreuzigten sich viele Leute vor der offenen Kirchentür mit einem kurzen Innehalten und einem Blick zum Allerheiligsten.

Nehme man in der Kommunion den Leib Christi auf, so verbinde sich jenes geheimnisvolle Außen und Innen und man werde selber „lebendige Monstranz“. Dieses Begreifen könne sehr wohl stärken, auch im Alltag als echte, überzeugende Christen zu leben. Dann stelle sich auch nicht die Frage nach dem „Aufwand“, sondern man begreife „worum es wirklich geht“, nämlich um ein Bewusstwerden der übergroßen Liebe von und zu Jesu, schloss der Seelsorger.

Nach einer kurzen Prozession und Segnung der renovierten Lourdesmadonna vor der nahen Kapelle, dankte der Pfarrer dem Ehepaar Klober für die dauerhafte Pflege der Kapelle sowie Musikanten und Sängern, den Fahnenträgern, allen Diensten und allen Gläubigen fürs Mitfeiern.

Nach dem eucharistischen Segen mit der Monstranz und dem „Großer Gott, wir loben dich“ endete der Festgottesdienst. An die Kommunionkinder verteilte Pfarrer Schulz noch kleine bronzene Schutzengel als Überraschungsgeschenk.

Die Hahnbacher Sänger unter Leitung von A. Hubmann(li.)
Musikalische Umrahmung durch die Marktbläser
Anbetung vor der Lourdeskapelle mit der renovierten Mutter Gottes

Hintergrund zu Fronleichnam:

Der Mystikerin Juliana von Lüttich (1193 – 1258) war die Verehrung der Eucharistie, wie sie diese in Visionen gesehen hatte, ein wichtiges Anliegen. Sie überzeugte zuerst den Bischof und dann sogar den Papst ein Fest „Fronleichnam“ einzuführen. Dabei sollte der „Leib Christi“, was ja Fronleichnam bedeutet, in der Hostie der Monstranz in feierlicher Prozession durch die Straßen getragen werden.

1246 war es dann soweit: eine „Liturgie des Schauens und Bekennens“ sollte anregen, das Geheimnis des Glaubens „mit allen Sinnen“ erleben zu dürfen. Dazu wurden Straßen und Häuser festlich geschmückt. Die christlichen Vereine formierten sich dazu verstärkt in der Reformationszeit und dann wieder im Nationalsozialismus zu dieser „Demonstration des Glaubens“. In festlichem Zug wurde in der Monstranz der Leib Christi unter einem Baldachin, dem so genannten Himmel, durch die Straßen getragen und an Altären an den Straßen hielt man zu Evangelien und dem eucharistischen Segen inne.

Ein neuer, festlicher, anderer Blick auf die Wirklichkeit sollte mit der gewandelten Hostie die Menschen verwandeln, da „Bilder mehr wandelnde Kraft als Worte“ haben. Auch die Schönheit der Schöpfung sollte dabei bewusst wahrgenommen werden, um die Welt hoffnungsvoll (wieder neu) zu erleben. Der gläubige Katholik schreitet so, wie Karl Rahner es formulierte „alle irdischen Dimensionen seines Daseins heiligend ab und trägt das Heilige in sein ganze Welt hinein. Er verschränkt in der Prozession die Räume und Vollzüge seines Daseins“. Auch könne dann deutlich werden, dass wir hier keine bleibende Stätte haben. Wir sind die, die auf Erden nur wandern und sich immer wieder, wie die Hostie, wandeln lassen müssen. Menschsein heiße eben, sich wandeln zu lassen, und Vollkommenheit, sich oft gewandelt zu haben, war die Überzeugung jenes großen Theologen.