Ostermontag 13.4.2020

„Allerweltschristus“

Eine meiner Lieblingsdarstellungen des Auferstandenen schuf der venezianische Maler Giovanni Bellini (um 1430-1516) mit seinem Gemälde „Segnender Christus“ (um 1465). Ich selbst nenne dieses Bildnis des Heilands gerne „Allerweltschristus“. Warum? Nun, das ist eigentlich ganz leicht zu erkennen:

Es begegnet uns hier nun keine wirklich schöne Gestalt. Sehen wir einmal von den Wundmalen und von seinem vom Leiden gezeichneten Antlitz ab, kann man sich nur schwer vorstellen, dass dieser Heiland zu besseren Zeiten seines Äußeren wegen bewundert worden wäre. Die Nase ist recht lang geraten, ihr Rücken wie mit dem Lineal gezogen. Der Mund hat etwas von einem „Entenschnabel“, leicht nach außen gewölbt die aufgeworfene Unterlippe. Haupt- und Barthaar sprießen eher spärlich aus der fahlen Haut, und die Augen springen, von Tränensäcken gerahmt, doch arg weit hervor. Nein, ansehnlich ist diese Gestalt wahrlich nicht. Andererseits, besonders hässlich ist der Auferstandene nun auch wieder nicht! Eher ein Typ, der unter den vielen anderen gar nicht aufgefallen sein wird, weder durch Schönheit noch durch ausgesprochene Ungestalt. Eben ein ganz durchschnittlicher „Allerweltstyp“. Einer, den man leicht übersehen mag!

So also kommt Bellinis „Segnender Christus“ als der Auferstandene daher, gleichsam als „Allerweltschristus“. Und genau das spricht mich besonders an: Auferstehung, das ist etwas für jedermann und jedefrau. Da wird niemand übersehen - mag er, mag sie auch noch so durchschnittlich sein!

 

Passen Sie gut auf sich und aufeinander auf, behüt‘ Sie Gott und im Gebet verbunden

                     Ihr Pfarrer Dr. Christian Schulz

 

PS:      Nehmen Sie sich doch bitte etwas Zeit, um das Bild noch etwas länger zu    betrachten. Vielleicht fällt Ihnen ja eine kleine, aber sehr bedeutsame  „Unstimmigkeit“ auf! Was das ist und was das bedeuten mag, das können  Sie dann morgen an derselben Stelle lesen. Bis dahin!