Sonntag 3.5.2020

„Herr Pfarrer…!“

„Herr Pfarrer“ – so werde ich zumeist von Klein und Groß angesprochen. Das sagt man nun einmal hier in Bayern und im ganzen deutschsprachigen Süden. Ob katholisch oder evangelisch. Seit meinen Anfangsjahren als Priester in Österreich musste ich „Niederrheiner“ mich erst an diese Anrede gewöhnen. Denn in meinem Heimatbistum Münster war das anders. Der evangelische Pfarrer wurde „Pfarrer“ genannt, der katholische dagegen „Pastor“, was ja wiederum in anderen Regionen die Anrede für den evangelischen Amtsträger ist. Verwirrend, aber irgendwie auch schön. Schon als Kind sagte ich also zu meinem katholischen Heimatpfarrer „Herr Pastor“. Und offen gestanden - nichts gegen den Pfarrer in Bayern , der ja auch allgemein die wirklich katholische Amtsbezeichnung ist -, „Pastor“ ist viel, viel schöner. Warum? Ganz einfach: Die Bezeichnung „Pfarrer“ geht auf den älteren Begriff der Pfarre als Amtsbezirk eben eines Pfarrers zurück. Also ein doch recht technischer und verwaltungsmäßiger Bedeutungsgehalt. „Pastor“ dagegen heißt schlicht und einfach ins Deutsche übersetzt „Hirte“.

Hier steht der Aspekt der Seelsorge ganz im Vordergrund.

Und an dieses „Pastor-Sein“ als wirklicher Hirte und Seelsorger - und nicht nur als Verwalter einer Gemeinde - werde ich am heutigen Sonntag vom „Guten Hirten erinnert. ER, Jesus Christus, ist der gute Hirte schlechthin. Im nachzueifern bin ich gerufen, ihm nachzueifern sind wir letztlich alle in der Sorge füreinander gerufen. Und an diesem Sonntag erinnere ich mich voller Dankbarkeit an meinen verstorbenen Heimatpfarrer, den ich so oft mit „Herr Pastor“ angesprochen habe. Ich habe an ihm erfahren, dass das nicht nur eine Anrede ist, sondern dass er ein wirklich guter Hirte war. Fest im Glauben, treu im Dienst, mit einem in jeder Hinsicht weiten Horizont und einem großen Herzen.

Den Messkelch, den Sie hier sehen, habe ich von ihm als Primizkelch erhalten. Nach seinem Tod, so hatte er es schon vorher verfügt. Wenn ich Priester werde, sollte ich ihn bekommen. Und so ist es geschehen. Es ist sein eigener Primizkelch, den er einst von seinen Eltern geschenkt bekam. Nach seinen Entwürfen ausgeführt. Der elfenbeinerne Schaft wird durch figurale Darstellungen geziert. Eine davon zeigt den „Guten Hirten“, Christus mit dem typisch breitkrempigen Hut eines Schafhirten, der ein Schaf in seinen Armen trägt. Wie oft hat der Pastor meiner Kindheits- und Jugendtage diesen Kelch bei der Feier der Hl. Messe in Händen gehalten, wieviel tausendmal inzwischen ich selbst.

Und dann denke ich daran: Wie schön, dass Jesus, der Gute Hirte, durch viele gute Hirten und natürlich auch Hirtinnen für uns sorgt!

Halten Sie doch einfach einmal inne und fragen Sie sich jetzt, welche Menschen das bisher auf Ihrem Lebensweg für Sie gewesen sind. Und dann sagen Sie einfach: „Danke guter Gott dafür!“

Passen Sie gut auf sich und aufeinander auf, behüt‘ Sie Gott und im Gebet verbunden

                     Ihr Pfarrer Dr. Christian Schulz