Dienstag 21.4.2020

„Jetzt kann ich nicht mehr!“

Diese Worte sprach Konrad von Parzham, Bruder im Kapuzinerkloster St. Anna zu Altötting. Drei Tage vor seinem Tod. Am 21. April 1894 starb er dann (Heute ist sein Gedenktag). Nach über vier Jahrzehnten als Pförtner spürte Konrad, dass seine Lebensuhr ablief. Ausgezehrt und erschöpft von seinem unermüdlichen Dienst und geplagt von Altersgebrechen, musste er seine Tätigkeit beenden. Seine Worte waren, hält man Rückschau auf sein ganzes Leben, nicht etwa Ausdruck vorangeschrittener Resignation oder gar von Lebensmüdigkeit. Nein, nüchtern und zugleich realistisch fühlte er, dass seine Zeit ganz einfach gekommen war. Was er in der ihm eigenen Demut wohl nie gesagt hätte, das durften und dürfen andere gewiss von ihm und seinem Leben sagen: Er hat seine Lebensaufgabe wahrlich treu erfüllt. In den Augen der Welt bestimmt keine große Aufgabe. Freilich, der Dienst eines Pförtners ist wichtig. Aber wer beachtet schon wirklich den Pförtner? Doch die zunächst banal klingende Tätigkeit war alles andere als einfach: Weil die Kapuziner die Wallfahrer in Altötting betreuten, war der Pfortendienst eine äußerst arbeitsintensive Aufgabe. Konrad, der als zurückhaltend und schüchtern galt, fiel diese Tätigkeit vermutlich in den ersten Jahren nicht gerade leicht, war er doch Jahr für Jahr mit Zehntausenden von Altötting-Wallfahrern konfrontiert. Fragen beantworten, Bitten erfüllen, Aufträge ausführen und Bettler versorgen sind nur einige der vielen Aufgaben, die mit dem Pfortendienst verbunden waren. Konrad kam jedem Anliegen nach, hatte trotz der Belastung für alle Menschen stets ein freundliches Wort übrig. Neben seiner Dienst- und Hilfsbereitbereitschaft, bescheidenen Geduld und Aufopferung für seine Mitmenschen zeichnete sich Konrad durch eine tiefe Frömmigkeit und Gebetseifer aus. Die wenige Zeit, die ihm bei seinem 18-Stunden-Tag an der Pforte blieb, nutzte er zur Zwiesprache mit Gott, betete teilweise stunden- und sogar nächtelang. Wichtig in seinem geistlichen Leben waren ihm vor allem der tägliche Kommunionempfang sowie die Herz-Jesu-Verehrung und die Marienfrömmigkeit. Konrad war bei Volk und Wallfahrern gleichermaßen beliebt. Sein Name und Ruf verbreiteten sich damals weit über die Grenzen Bayerns hinaus.

"In ihm erglänzen Reinheit und Demut, Liebe zu Gott und zum Nächsten, Pflichttreue." Diese Worte stammen von niemand geringerem als Papst Pius XI., der Konrad von Parzham schließlich am 20. Mai 1934 im Petersdom zur Ehre der Altäre erhob, ihn heiligsprach.

Filialkirche Hl. Bruder Konrad von Parzham zu Iber

Der Hl. Bruder Konrad von Parzham ist Patron unserer Filialkirche zu Iber. Leider können wir in diesem Jahr das Patroziniumsfest nicht gemeinsam im Gottesdienst begehen. Aber ganz sicher ehren wir diesen treuen Zeugen beharrlichen Dienstes auch, indem wir so leben, dass wir am Ende unserer Tage nicht nur sagen müssen: „Jetzt kann ich nicht mehr!“, sondern dass wir wie Bruder Konrad zugleich sagen können: „Herr Jesus, ich habe getan, was ich konnte!“

 

Passen Sie gut auf sich und aufeinander auf, behüt‘ Sie Gott und im Gebet verbunden

                     Ihr Pfarrer Dr. Christian Schulz